Nahezu 40% der Männer und gut 20% der Frauen leiden in Deutschland an Haarausfall – das heißt, es sind weit über 1 Million Menschen betroffen. (1) Nur den wenigsten macht es nichts aus, täglich eine Unmenge an Haaren in der Bürste, im Duschabfluss oder auf dem Kopfkissen vorzufinden. Viele Betroffene befürchten, von ihren Mitmenschen aufgrund des lichten Haars oder kahler Stellen als weniger attraktiv angesehen zu werden. Panik bereitet oft auch der Gedanke, an einer schweren Erkrankung zu leiden, die sich mit diesem Symptom bemerkbar macht. Dabei muss plötzlicher Haarausfall nicht zwangsläufig auf das Vorliegen einer Krankheit zurückzuführen sein, wie Sie gleich erfahren werden.
Wie viel Haarausfall ist normal?
Findet man weniger als 100 Haare täglich in Kamm, Bürste, Waschbecken, auf Kleidung und Kopfkissen, so besteht kein Grund zur Sorge. Die Haare regenerieren sich ständig und alte Haare werden permanent durch nachwachsende ersetzt. Von Haarausfall spricht man immer dann, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg mehr als 100 Haare pro Tag ausgehen. Die Haare lösen sich dann meist büschelweise, sobald man mit einer Bürste oder den Fingern durch die Haare fährt. Anlass zur Sorge gibt auch Haarflaum, der ohne erkennbare Ursache nicht weiter wächst und dann abrupt ausfällt. Außerdem liegt Haarausfall vor, wenn die Haare an bestimmten Kopfpartien überhaupt nicht mehr nachwachsen und sich kahle Stellen bilden.
Plötzlicher Haarausfall – Die Ursachen
Haarausfall kann verschiedene Ursachen haben, von denen wir Ihnen die gängigsten im Anschluss vorstellen. In den meisten Fällen ist er einfach altersbedingt (Alopecia senilis) und verstärkt sich mit der Zeit. Die Haarzellen und Haarwurzeln altern und büßen nach und nach ihre Regenerationsfähigkeit ein. Erste Anzeichen für einen beginnenden, altersbedingten Haarausfall findet man bei Menschen jenseits der Wechseljahre: Die hormonelle Umstellung begünstigt das Auftreten von schütterem Haar und Glatzenbildung. Doch auch vor dem 50. Lebensjahr kann ein plötzlicher Haarausfall auftreten – der meist zu Kopfzerbrechen über die Ursachen führt.
Genetisch bedingter Haarausfall
Von genetisch bedingtem Haarausfall (Alopecia androgenetica) sind überwiegend Männer betroffen. Bei ihnen wird das männliche Sexualhormon Testosteron unter der Kopfhaut genetisch bedingt in DHT – Dihydrotestosteron – umgewandelt und anschließend vom Immunsystem bekämpft. Die Erkrankung zeigt sich in generell vermindertem Haarwuchs, stark verkürzten Haarwachstumsphasen und später in Form von Geheimratsecken und Stirnglatze. Bei Frauen ist der Haarausfall hier meist auf die Scheitel-Partie beschränkt.
Auch der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) wird vererbt. Bei ihm werden die runden, kahlen Stellen auf der Kopfhaut wahrscheinlich von einer genetisch bedingten Autoimmunerkrankung verursacht, die laut klinischen Studien durch starken Stress noch verschlimmert werden kann. Das Immunsystem bekämpft die eigenen Haare als Fremdkörper. Die genaue Entstehung des kreisrunden Haarausfalls ist jedoch derzeit noch unklar. (2)
Diffuser Haarausfall
Die Mehrzahl der Menschen mit Haarwuchs-Problemen leiden am diffusen Haarausfall (telogenes Effluvium). Ihnen gehen die Haare an allen Stellen der Kopfhaut vermehrt aus, wobei sowohl ein akuter, plötzlicher Haarausfall als auch ein schleichender Prozess vorliegen kann. Auch diese Form des Haarausfalls kann durch Stress verstärkt werden. Die Mediziner nehmen an, dass Umweltgifte, spezielle Medikamente, Haarfärbemittel, Haarkosmetik mit chemischen Inhaltsstoffen und einige Krankheiten, wie Schilddrüsenprobleme oder Diabetes, Schuld am Entstehen des diffusen Haarausfalls sind. Frauen sind von diffusem Haarausfall etwas häufiger betroffen als Männer.
Haarausfall verursachende Erkrankungen und Medikamente
Haarausfall kann auch ein Symptom einer Erkrankung sein. So kommt er beispielsweise bei Infektionskrankheiten wie Gürtelrose und Karbunkeln, bei hormonellen Schilddrüsenproblemen und Stoffwechsel-Krankheiten, Essstörungen, Syphilis, Mucinose und Depressionen vor. Auch bestimmte Medikamente gegen Krebs, Schilddrüsenhormone, Gerinnungshemmer und Anti-Baby-Pillen mit hohem Gestagen-Anteil können ebenfalls Haarausfall und eine Glatzen-Bildung verursachen.
Stress und psychische Probleme
Emotionaler Stress kann nicht nur zur Verschlimmerung von diffusem Haarausfall führen, sondern ihn auch akut verursachen. Nach einer an der Berliner Charité durchgeführten klinischen Studie können zu viel Stress und Ängste zu einer Haarwurzel-Entzündung führen und die Wachstumsphasen des Haares drastisch verkürzen. (3) Lässt sich der Stress-Auslöser nicht abstellen, sollte man versuchen, als Ausgleich für mehr Entspannung zu sorgen und beispielsweise progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditationen, Yoga oder bestimmte Atemtechniken erlernen. Bei starken Ängsten und anhaltenden psychischen Problemen empfiehlt sich eine Psychotherapie.
Fehl- und Mangelernährung
Auch eine einseitige Ernährung kann das Entstehen von Haarausfall fördern, der sich innerhalb kurzer Zeit zeigen kann. Das betrifft nicht nur diejenigen, die eine proteinarme Reduktionsdiät von täglich weniger als 1.000 kcal machen. Die meisten betroffenen Menschen nehmen zu viele Säure-produzierende Nahrungsmittel zu sich. Der übersäuerte Körper ist dann irgendwann nicht mehr in der Lage, sich über die Nahrung die zum Säure-Abbau benötigten, basischen Nährstoffe und Mineralien zu verschaffen. Ein dauerhaft übersäuerter Körper hat ein stark erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus, Rheuma, Osteoporose und Bluthochdruck zu erkranken.
Bei dem Versuch, sich die zur Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts notwendigen basischen Mineralstoffe zu verschaffen, greift der Körper sogar seine letzten Reserven an: Er zieht sich die Nährstoffe aus Zähnen, Knochen und – falls dort nichts mehr zu holen ist – auch aus dem Haarboden. Die Haarwurzeln werden entmineralisiert und mit sauren Rückständen überschwemmt. Die Haare haben dann nicht mehr genügend Nahrung, sterben ab und fallen aus.
Bei Menschen mit genetischen Prädisposition für Haarausfall ist das Risiko, durch eine Unterversorgung des Körpers mit alkalischen Lebensmitteln, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen ausfallendes und nicht mehr nachwachsendes Haar zu bekommen, ungleich höher als bei Personen, die diese Voraussetzung nicht erfüllen. Wird der Körper dauerhaft fehlernährt, kann es sogar zu vollständiger Kahlheit kommen.
Plötzlicher Haarausfall – Therapien
Wer feststellt, dass ihm über Monate hinweg zu viele Haare auf einmal ausgehen oder dass kahle Stellen nicht oder nur spärlich wieder mit neuen Haaren bedeckt werden, sollte zuerst die mögliche(n) Ursache(n) des Problems ergründen. Das ist deshalb so wichtig, weil die Behandlung von Haarausfall mitunter von seiner speziellen Ursache abhängt.
Grundsätzlich gilt folgendes: Auch wenn sich durch eine ärztliche Untersuchung herausstellen sollte, dass eine gesundheitliche Ursache Schuld an der Haarwuchs-Störung ist, kann eine Ernährungsumstellung nie falsch sein. Auf diese Weise kann der Betroffene zusätzlich schon vorhandene Erkrankungen nachhaltig behandeln und noch nicht bestehenden Gesundheitsstörungen vorbeugen. In vielen Fällen eignet sich eine Behandlung der Haar-Probleme mit natürlichen Mitteln, mit denen dieselbe (oder eine bessere) Wirkung erzielt werden kann, als mit den verschreibungspflichtigen, chemischen „Bomben“.
Stellen Sie Ihre Ernährung um
Stellt man bei sich Haarausfall fest, empfiehlt es sich, seinen Körper die ersten Monate auf eine basische Ernährungsweise umzustellen und – wenn die körpereigenen Reserven an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien wieder aufgefüllt sind – zu einer basenüberschüssigen Ernährung überzugehen. In der Anfangszeit sollten Sie überwiegend Rohkost, Gemüse, Obst und in geringem Umfang Vollkorn-Produkte essen. Auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte, zuckerhaltige Speisen, Süßigkeiten, Eier und Weißmehl-Erzeugnisse sollten Sie möglichst komplett verzichten, da sie den pH-Wert des Blutes senken und den Körper mit Säuren anreichern. Letzteres trifft auch auf den Konsum von Alkohol und Zigaretten zu.
Die basischen Nahrungsmittel tanken die Mineralien-Depots im Körper wieder auf. Die Haare erhalten wieder genügend Nahrung. Unterstützend wirken mindestens 2 Liter Mineralwasser ohne Kohlensäure. Sie helfen, die angesammelten Säuren schnell über Darm und Nieren auszuscheiden und alle Stoffwechselvorgänge im Körper anzutreiben.
Da der Körper durch die Fehlernährung außerdem eine gestörte Verdauung hat – die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe können nur ungenügend verstoffwechselt werden, weil im Darm eine krankmachende Bakterienflora vorherrscht, die in saurem Milieu gedeiht – empfiehlt sich eventuell auch eine Darm-Sanierung. Sie führt durch die Zufuhr von Nahrungsmitteln mit bestimmten Bakterienkulturen zum Aufbau einer gesunden Darmflora und zu geregelter Verdauung.
Nutzen Sie natürliche Hilfsmittel
Es gibt einige Kräuter und alte Hausmittel, die schon von unseren Vorfahren gegen den Haarverlust verwendet wurden. Der Betroffene kann die natürlichen Mittel in Form von Kräutertees innerlich anwenden oder aus ihnen Haarwässer herstellen, um die Kopfhaut damit zu behandeln.
Die äußerlich angewandten Mittel haben natürlich eine direkte Wirkung auf den Haarboden. Er wird bei regelmäßig Anwendung rasch remineralisiert, was das Haarwachstum anregt. Bei der innerlichen Anwendung geht es vornehmlich darum, alle basischen Depots im Körper schnellstmöglich wieder aufzufüllen. Natur-Heilmittel bieten im Gegensatz zu chemischen Haarwuchsmitteln den Vorteil, dass sie bei vorschriftsmäßiger Dosierung keine Nebenwirkungen haben. Sie sollten als Kur mindestens über 6 Wochen angewandt werden, um eine dauerhafte Verbesserung zu erzielen.
Ein probates Mittel gegen Haarausfall ist beispielsweise Brennnessel. Als Pflanze ist sie ein basisches Nahrungsmittel und trägt zum Ausgleich des gestörten Säure-Basen-Haushalts bei. Den Haarwuchs fördert ein 3-mal wöchentlich in die Kopfhaut einmassierter Kalt-Auszug, der aus 250 g zerkleinerter Brennnessel-Wurzel, 500 ml Weinessig und 1 l Wasser hergestellt wird. Die Mischung wird 30 Minuten erhitzt und dann abgeseiht. Auch die ätherischen Öle von Salbei und Thymian helfen, schnell wieder neue Haare sprießen zu lassen. Außerdem töten sie eventuell auf der Kopfhaut vorhandene Mikroben ab und fördern die Durchblutung des Haarbodens. Natürlicher Birken- und Knoblauch-Saft wirken ebenfalls Haarwuchs-fördernd.
Andere Mittel gegen schütteres Haar sind beispielsweise Bockshornklee, Spirulina-Algen und Zinnkraut Tee-Sud (kalt aufzutragen). Als 6 Wochen- oder 3-Monats-Kur eignet sich die Kopfhaut-Behandlung mit der Sango Meeres-Koralle. Seine Inhaltsstoffe liegen in ionisierter Form vor und sind daher besonders schnell wirksam.
Der Haarboden kann auch täglich mit einer Tinktur aus 15 g Brennnessel, 15 g Klette, 10 g Birke, 20 g Buchsbaum, 20 g Arnika, 10 g Lavendel und 10 g Rosmarin behandelt werden, die in 2 l hochwertigem Essig gesotten und nach 30 Minuten abgeseiht werden. Die Tinktur wird in dunkle Fläschchen abgefüllt, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten. Rizinusöl, das 2-mal wöchentlich vor dem Schlafengehen einmassiert und morgens beim Haare-Waschen mit einem pH-neutralen Shampoo entfernt wird, ist ebenfalls ein wirksames Haarwuchsmittel.
Von Haarausfall Betroffene, denen ölige Substanzen im Haar unsympathisch sind, verwenden stattdessen Auflagen aus Heilerde, tägliche Einreibungen mit Aloe vera-Gel oder eine abends aufgebrachte und morgens wieder auszuwaschende Kurpackung aus Honig und sehr fein gehackter Zwiebel.
Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass meist Leber und Nierenerkrankungen Schuld am Auftreten von Haarausfall sind. Daher setzt sie Mittel gegen diese Grunderkrankungen zur Behandlung des Haarproblems ein. Bei der ganzheitlichen Haarwuchs-Behandlung haben sich Goji-Beere, Teppichknöterich-Wurzel, Schwarze Maulbeer-Blätter, Gingko und Dong Quai besonders bewährt. Die Gojibeere wird einfach ins Müsli gestreut oder als Snack zwischendurch gegessen. Teppichknöterich und Schwarze Maulbeere werden fein zerkleinert und Salaten und Gemüsegerichten beigemengt. Dong Quai eignet sich speziell für den hormonbedingten Haarausfall bei Frauen und wirkt bei innerlicher Anwendung Hormon-regulierend: Die Haare sollen dann von allein wieder nachwachsen. Gingko wird in die Kopfhaut einmassiert und steigert die Durchblutung der Haarwurzeln.
Menschen, denen homöopathische Behandlungen zusagen, können mit ihnen ebenfalls Haarausfall bekämpfen. Schwangerschaftsbedingter Haarausfall wird mit Lachesis, nach dem Stillen auftretender Haarausfall mit Natrium chloratum behandelt. Taucht das Problem nach den Wechseljahren auf, empfiehlt sich die Gabe von Sepia. Ist außerdem die Kopfhaut entzündet oder sind dort Furunkel vorhanden, gibt man Aurum. Haarausfall unbekannter Ursache wird abwechselnd mit Silicea und Calcium fluoratum behandelt. Kommt er im Zusammenhang mit kräftezehrenden Krankheiten, der Strahlentherapie bei Krebs, Vergiftungen oder medikamentösen Behandlungen vor, so werden Sulfur, Thallium und Arsenicum album empfohlen. Gehen die Haare büschelweise aus, empfiehlt sich die Verabreichung von Phosphorus.
Fazit
Wie Sie sehen, kann chronischer und plötzlicher Haarausfall eine Vielzahl an Ursachen haben, die im Einzelfall vor einer Therapie geklärt werden müssen. Je nachdem, was zum Haarverlust geführt hat, können Sie dann eine natürliche Therapie oder eine Kombinations-Therapie mit verschreibungspflichtigen Medikamenten wählen. Denken Sie in jedem Fall über eine Anpassung der Ernährung und die Anwendung von heilenden Kräutern oder homöopathischen Mitteln nach, um Ihre Haare zu schützen und zu erhalten.