Der Low Carb-Trend, der in den Vereinigten Staaten seinen Anfang nahm, hat vor geraumer Zeit auch Europa erreicht. Was ist Low Carb Diät? Übersetzt heißt Low Carb „kohlenhydratarme Ernährung“ und ist keine Diät im klassischen Sinn, sondern vielmehr eine Ernährungsumstellung. Während noch vor Jahrzehnten eine ballaststoffreiche und fettarme Ernährung das A und O waren, sind die Experten heute anderer Ansicht. Ihnen folgen vor allem die Stars: Julia Roberts, Heidi Klum und Angelina Jolie schwören auf die kohlenhydratarme Ernährung.
Was ist Low Carb Diät?
William Banting befasste sich in seinem Buch „Letter on Corpulence“ (übersetzt: „Briefe zum Thema Korpulenz“) mit dem Thema der kohlenhydratarmen Ernährung. Banting schrieb in seinem Buch, dass ihm sein Arzt eine Diät empfahl, die hauptsächlich aus Fleisch bestand. Innerhalb eines Jahres speckte der Buchautor 23 Kilogramm ab. Auch Wilhelm Ebstein, deutscher Mediziner, sprach sich für die kohlenhydratarme Ernährung aus und empfahl lieber eine „Fleisch und Fett-Diät“. Weitere Anhänger, welche Low Carb förderten, waren Jean Anthelme Brillat-Savarin, ein französischer Ernährungswissenschaftler und Robert Atkins, der wohl bekannteste Vertreter der Low Carb Diät. So gibt es heute auch die Atkins-Diät, welche auf Grundlage der Low Carb-Ernährung basiert.
Low Carb hat sich tatsächlich zu einem Trend entwickelt. Vor allem in den USA konnte sich ein ganzer Industriezweig bilden, der sich vorwiegend auf sogenannte Low Carb-Produkte spezialisierte. Dabei propagieren die Hersteller „Abnehmen ohne Hunger“, der Traum jedes Menschen, der Gewicht verlieren möchte. Während die Industrie auch mit „Light-Produkten“ die Menschen überzeugen wollte, konnte sich Low Carb jedoch tatsächlich durchsetzen. Wohl auch, weil deutlich mehr Erfolge zu sehen waren, als durch die Verwendung etwaiger „Light-Waren“. 2004 erreichte Low Carb seinen endgültigen Höhepunkt. Laut Statistiken waren 44 Millionen Amerikaner dem Trend verfallen und ernährten sich kohlenhydratarm.
Wie funktioniert Low Carb Diät
Wie funktioniert Low Carb Diät überhaupt? Bevor jene Frage beantwortet wird, muss im Vorfeld der Prozess durchleuchtet werden, der eintritt, wenn der Mensch Kohlenhydrate zuführt. Wenn der Mensch dem Körper Kohlenhydrate zuführt, werden diese in Glukose umgewandelt. Glukose ist im Endeffekt nichts anderes als die notwendige Energie, welche nicht nur die Muskeln, sondern auch die Nerven und das Gehirn benötigen. Der Körper benötigt den Einfachzucker, damit er also Glukose sowie Fruktose erhält. Jene setzen sich aus den sogenannten kurzen Kohlenstoffketten zusammen und werden über die Nahrung aufgenommen. Besteht ein Glukose-Mangel, verspüren die Betroffenen einen erheblichen Leistungsabfall, klagen über Konzentrationsschwierigkeiten und sind müde.
Zu beachten ist, dass Kohlenhydrate jedoch unterschiedlich wirken. Ein- und auch zweifache Kohlenhydrate können schneller in Glukose verwandelt werden. Bei dreikettigen Kohlenhydraten dauert der Vorgang länger. Das bedeutet, dass – wenn der Mensch Rohr- oder Traubenzucker konsumiert – ein schneller Anstieg des Blutzuckers gegeben ist. Das Problem besteht aber darin, dass der Blutzucker auch relativ schnell wieder abfällt, sodass in weiterer Folge wieder das Hungergefühl einsetzt. Der Körper schüttet Insulin aus; erst durch die Ausschüttung kann der Zucker verbrannt und in die Körperzellen weitertransportiert werden.
Lange Kohlenwasserstoffketten bestehen aus einer deutlich höheren Energiedichte, können aber nur schwer in eine verwertbare Form gebracht werden. Das bedeutet, dass Low Carb vorwiegend auf den Faktor setzt, dass die Ausschüttung von Insulin derart gering gehalten wird, dass die Energieversorgung des Körpers durch das bereits vorhandene Körperfett gestartet wird.
Die „guten“ und „bösen“ Kohlenhydrate
Wer also nur wenige Kohlenhydrate zu sich nimmt, stellt automatisch seinen Stoffwechsel um. Die Umstellung erzeugt Ketone; der Körper greift also auf die Fettreserven im Körper zu. So wird der Körper selbst zum Energielieferanten und wird gezwungen, die vorhandenen Depots zu nutzen, um den Körper mit Energie zu versorgen. Genau dieser Vorgang ist es, der dann die gewünschte Gewichtsreduktion einleitet.
Konzentriert man sich vorwiegend auf die Konsumation von unverarbeiteten Kohlenhydraten – dazu zählen unter anderem Haferflocken, Gemüse, Vollkornprodukte oder auch Salate – können diese nicht sofort in Glukose verwandelt werden, sodass der Körper lange Zeit mit der Umwandlung beschäftigt ist. Das erzeugt ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl, sodass der Mensch auch gleichzeitig weniger Essen benötigt. Wenn also schon Kohlenhydrate konsumiert werden, dann vorwiegend dreikettige, da jene nicht nur schwerer in Energie umgewandelt werden können, sondern auch gleichzeitig länger statt machen.
Die Vorteile der Low Carb-Ernährung
Die Low Carb-Ernährung hält einerseits den Blutzuckerspiegel niedrig, was andererseits dazu führt, dass Gelüste oder Heißhungerattacken nicht aufkommen können. Der Stoffwechsel benötigt auch weitaus mehr Energie, wenn er Eiweiß umwandeln muss. So bleibt – wenn dieselbe Kalorienmenge konsumiert wird – am Ende deutlich weniger übrig, sodass deutlich weniger Fett eingelagert wird. Der Mensch erlernt, weil er sich mit der Ernährung intensiver auseinandersetzt, sein Essen zu schätzen und bemerkt auch, welche Nahrung tatsächlich positive Auswirkungen hat und welche Lebensmittel mitunter den Stoffwechsel behindern und dafür sorgen, dass das Hüftgold wächst.
Natürlich bedeutet eine Low Carb-Ernährung auch eine gewisse Art der Planung. Denn es ist – vor allem zu Beginn – relativ schwierig, die alten und jahrelang trainierten Ernährungsgewohnheiten zu vergessen. Vor allem wenn der Hunger kommt und bislang immer der direkte Weg in das Fast Food-Lokal gewählt wurde, erkennt der Mensch recht schnell, dass diese Variante nicht zielführend sein kann. Personen, die mit dem Übergewicht kämpfen, haben auch das Problem, dass sie oftmals schon die Kontrolle über ihren Körper verloren haben.
Jeder übergewichtige Mensch hat mit Sicherheit schon mehrere Diäten versucht, jedoch immer wieder festgestellt, dass am Ende immer die Gelüste und Heißhungerattacken gewinnen. Und wer dann mehrere Wochen Diät hält und diese wieder aufgibt, wird auch noch vom sogenannten Jo-Jo-Effekt besucht. Ein Teufelskreis, der scheinbar nie durchbrochen werden kann. Bei Low Carb sieht die Sache jedoch anders aus. Der Mensch lernt – mit der Ernährungsumstellung – welche Lebensmittel gesund sind und den Körper beim Abnehmen unterstützt. Der Mensch erkennt den Vorteil einer gesunden Ernährung und lernt auch, dass er in stressigen Alltagssituationen weder Schokolade oder sonstige Lebensmittel benötigt, die das Gewicht in die Höhe treiben.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Low Carb-Ernährung auch für deutlich mehr Energie sorgt. Viele Anhänger, die ihre Ernährung umgestellt haben, berichteten immer wieder von besserer Laune, mehr Energie und einem besseren Wohlbefinden. Selbst das Hautbild hat sich, so die Low Carb-Vertreter, deutlich verbessert.
Low Carb und die angeblichen Nachteile
Doch wo Sonne scheint, fällt auch Schatten. Eine amerikanische Studie hat etwa belegt, dass eine kohlenhydratarme Ernährung bei Mäusen etwa dazu geführt hat, dass eine deutlich erhöhte Fettablagerung in den Arterien beobachtet werden konnte. Somit würde, nach Aussagen der Forscher, automatisch das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte steigen. Andere Studien, die ebenfalls in den USA durchgeführt wurden, haben jedoch behauptet, dass die gesättigten Fettsäuren keinen negativen Einfluss auf den Menschen haben, sodass etwaige Hirninfarkte oder koronare Herzerkrankungen keinesfalls begünstigt werden würden.
Low Carb wird jedoch auch von Ernährungswissenschaftlern kritisiert, welche die Meinung vertreten, dass die kohlenhydratarme Ernährung zu einer Mangel- und Fehlernährung führt. Des Weiteren würde Low Carb, entgegen der Meinung der Anhänger, auch Abgeschlagenheit und Müdigkeit auslösen. Weitere Beschwerden können auch Mundgeruch, Übelkeit, Muskelkrämpfe und starke Kopfschmerzen sein. Jene Symptome werden etwa durch den sehr starken Fettabbau hervorgerufen. Berichten zufolge treten jene Beschwerden aber nur in sehr wenigen Fällen auf und wenn, dann nur zu Beginn der Ernährungsumstellung.
Tatsächlich ist Low Carb jedoch eine Gratwanderung für Vegetarier. Denn vor allem Vegetarier, welche auf den Fleischkonsum verzichten, haben immer wieder Probleme, des Weiteren auch eine kohlenhydratarme Nahrung zu finden. Schlussendlich beschränkt sich die Ernährung der Vegetarier, wenn auf Fleisch, Fisch und Geflügel verzichtet wird, vorwiegend auf Käse, Eier sowie Milchprodukte.
Personen, welche an Herz- und Kreislauferkrankungen leiden, ältere Personen oder Schwangere, sollten – so Mediziner – auf eine Low Carb-Ernährung verzichten.
Wichtig ist, dass bevoreine derartige Ernährungsumstellung durchgeführt wird, natürlich der behandelnde Mediziner davon in Kenntnis gesetzt wird. Experten und auch Low Carb-Befürworter raten, dass vor allem zu Beginn die Ernährungsumstellung medizinisch begleitet wird, um etwaige Veränderungen (egal ob positiver oder negativer Natur) dokumentieren und gegebenenfalls einschreiten zu können.
Tipps und Tricks
Das Abendessen hat einen besonderen Stellenwert. Während das Frühstück oder auch das Abendessen aus Kohlenhydraten bestehen kann, sollte am Abend der jegliche Verzicht von Kohlenhydraten an erster Stelle stehen. Der Anteil sollte daher keinesfalls 20 Gramm übersteigen. Nur so kann garantiert werden, dass die Fettverbrennung, welche während der Nachtruhe aktiviert wird, nicht gestört werden kann. Am Abend sollten vorwiegend Fisch, Gemüse oder Fleisch gegessen werden. Dabei wird das HGH Wachstumshormon unterstützt, sodass in weiterer Folge der Regenerationsprozess und der Fettabbau angeregt werden.
Viele Menschen verwechseln Low Carb auch gerne mit „No Carb“. Der Mensch sollte, wenn er sich für eine Low Carb-Ernährung entscheidet, tatsächlich kohlenhydratarme Speisen konsumieren, jedoch nicht zur Gänze auf Kohlenhydrate verzichten. Wer nämlich eine „No Carb“-Ernährung umsetzt, wird – wenn er wieder auf die Kohlenhydrate zurückgreift – vom altbekannten und gefürchteten Jojo-Effekt heimgesucht werden. Denn der Körper erkennt, dass er wieder Energie von außen bekommt und wird, so schnell wie nur möglich, seine leeren oder fast aufgebrauchten Fettreserven füllen.
Die Ärzte werden es auch dann sagen, wenn man sich nicht für eine Low Carb-Ernährung entscheidet, verweisen aber noch stärker darauf, wenn man sich für eine kohlenhydratarme Ernährung ausspricht – die Flüssigkeitszufuhr. Wasser und Kräutertees helfen dem Körper bei der Gewichtsreduktion. Orangen- oder Apfelsäfte sind, auch wenn sie „gesund klingen“, nicht zielführend und behindern den Stoffwechsel. Wohl auch, weil derartige Getränke wahre Zuckerbomben sind.
Natürlich ist es ratsam, dass während einer Low Carb-Ernährung das Hauptaugenmerk auch auf Gemüse und Salat liegt. Wichtig ist, dass der Mensch nicht nur Fleisch konsumiert, sondern seinem Körper auch Vitamine zuführt.
Das Fazit zur Low Carb Diät
Die kohlenhydratarme Ernährung ist, schon allein auf Grund der Tatsache, dass die eigenen Fettreserven angegriffen werden, mitunter eine sehr erfolgversprechende Diät. Wobei Low Carb-Diät in Wahrheit nicht der richtige Begriff ist. Im Endeffekt handelt es sich um eine Ernährungsumstellung, welche das Hauptaugenmerk auf den Verzicht von Kohlenhydraten legt.