Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das kaum jemand kennt – bis Mangelerscheinungen auftreten. Es kommt im Boden, in bestimmten Lebensmitteln und in geringer Konzentration sogar im Wasser vor. Zwar braucht unser Körper bei weitem nicht so viel Selen wie etwa Vitamin C oder D. Winzige Spuren reichen bereits, um unseren täglichen Bedarf zu decken.
Trotzdem spielt Selen eine wesentliche Rolle für das Immunsystem und die Schilddrüse. In jeder menschlichen Zelle ist Selen enthalten. Der größte Teil ist in der Schilddrüse, im Herzen, im Gehirn, in den Nieren und in der Leber eingelagert. Seine vielleicht wichtigste Aufgabe: Selen bindet freie Radikale. Dadurch schützt es das körpereigene Zellsystem. Wir verraten Ihnen, welche 7 Selenmangel Symptome signalisieren, dass Sie zum Arzt gehen sollten.
Wie viel Selen brauche ich täglich?
Der Tagesbedarf für Erwachsene liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei etwa 60 Mikrogramm für Frauen und 70 Mikrogramm für Männer. Dabei handelt es sich um Schätzwerte. Die Empfehlung des Umweltbundesamtes ist ein wenig höher: Als optimale Menge gilt eine tägliche Selenzufuhr von ein bis zwei Mikrogramm Selen pro Kilogramm Körpergewicht. Das ergibt bei Erwachsenen zwischen 50 und 200 Mikrogramm Selen pro Tag. Eine verschwindend geringe Menge im Vergleich zu dem, was unser Körper an anderen Nährstoffen benötigt. Trotzdem ist die Wichtigkeit von Selen nicht zu unterschätzen. Nehmen Sie zu wenig von diesem Mikronährstoff auf, machen sich Mangelerscheinungen bemerkbar. Unser Körper kann Selen nicht selbständig herstellen. Es muss von außen zugeführt werden.
Wer leidet unter Selenmangel?
Das Risiko für Selenmangel ist erhöht, wenn Sie
- rauchen,
- regelmäßig Alkohol trinken,
- die Pille nehmen,
- eiweißarm, vegetarisch oder vegan leben,
- sich im Rahmen einer Diät einseitig ernähren,
- unter einer Essstörung wie Anorexia Nervosa (Magersucht) oder Bulimie leiden,
- intensiver körperlicher Belastung (Leistungssport) und Stress ausgesetzt sind oder
- unter einer entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn leiden.
Frauen sind besonders häufig von Selenmangel betroffen. Das liegt daran, dass sie weniger Fleisch und Fisch zu sich nehmen. Dazu kommen häufig Diäten mit einseitiger Ernährung sowie Essstörungen. Auch die Mehrfachbelastung durch Berufstätigkeit, Haushalt und Kindererziehung spielt eine Rolle: Bei Stress erhöht sich der Selenbedarf.
Wie macht sich Selenmangel bemerkbar?
Wenn Sie nicht genug Selen aufnehmen, schlägt ihr Körper Alarm. Achten Sie auf diese sieben Selenmangel Symptome, die ein Warnzeichen sein können:
1. Sie sind ständig müde.
Fühlen Sie sich dauernd ausgelaugt und erschöpft? Es ist vollkommen normal, am Ende einer anstrengenden Arbeitswoche müde zu sein. Auch wenn man nachts schlecht geschlafen hat, ist Müdigkeit am folgenden Tag nichts Ungewöhnliches. Bleibt das Gefühl aber scheinbar grundlos bestehen, kann das ein Anzeichen für Selenmangel sein. Selen ist essentiell für die Funktion der Schilddrüse: Das Spurenelement wird für die Umwandlung von T4 (Thyroxin) in die bioaktive Form T3 (Trijodthyronin) gebraucht. Studien zeigen, dass Selenmangel die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigt. Das manifestiert sich häufig als chronische Müdigkeit.
2. Sie leiden unter starkem Haarausfall.
Sie müssen Ihre Bürste jeden Tag von Haaren befreien? Kein Grund zur Panik: Bis zu einem gewissen Grad ist das vollkommen normal. Menschen verlieren zwischen 20 und 200 Haaren täglich. Aber die ausgefallene Haarmenge reicht für gewöhnlich nicht, um den Abfluss in der Dusche zu verstopfen. Holen Sie büschelweise Haare aus Ihrem Ausguss? Extremer Haarausfall kann ebenfalls aus Selenmangel hindeuten. Möglicherweise zeigt sich darin eine Schilddrüsenunterfunktion.
Führen Sie Selen gezielt zu? Eventuell kann Ihr Körper das Spurenelement nicht optimal verwerten. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben: Beispielsweise erschwert Alkoholkonsum die Aufnahme von Selen. Falls Sie gleichzeitig Selen und Zink einnehmen, treten beide Nährstoffe in einen Konkurrenzkampf: Nehmen Sie Zink und Selen am besten zu unterschiedlichen Zeiten ein.
3. Bei Männern ist die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigt.
Wollen Sie eine Familie gründen? Falls Sie aller Bemühungen zum Trotz nicht schwanger werden, kann Selenmangel daran einen Anteil haben. Eine Studie zeigt: Wenn männliche Ratten zu wenig Selen über das Futter aufnehmen, ist die Qualität ihrer Spermien beeinträchtigt. Sie sind weniger beweglich und schwächer als sie sein sollten.
4. Sie nehmen ständig an Gewicht zu.
Sie ernähren sich gesund, schlafen genug, treiben regelmäßig Sport und nehmen trotzdem zu? Selenmangel kann schuld daran sein. Selen spielt eine zentrale Rolle bei der reibungslosen Funktion der Schilddrüse sowie zur Steuerung der schilddrüsenabhängigen Körperfunktionen. Lassen Sie im Fall einer unerklärlichen deutlichen Gewichtszunahme Ihren Selenspiegel durch einen Bluttest überprüfen. Möglicherweise leiden Sie unter einer Schilddrüsenunterfunktion. Dadurch werden sämtliche Stoffwechselvorgänge verlangsamt.
5. Sie sind ständig krank.
Neigen Sie dazu, buchstäblich jede Erkältung „mitzunehmen“? Auch das kann ein Symptom für Selenmangel in Ihrer Ernährung sein. Studien zeigen, dass die Infektanfälligkeit bei einem Selenmangel steigt.
6. Ihre Leber ist überlastet.
Vielleicht ist es kein deutlich wahrnehmbares Symptom für Selenmangel: Aber wenn Ihre Leber in ihrer Funktionstüchtigkeit eingeschränkt ist und darum kämpft, Giftstoffe aus dem Körper zu befördern, kann Selenmangel das Problem verschärfen. Glutathionperoxidase ist vermutlich das bekannteste Seleneiweiß. Seine Hauptaufgabe ist der Schutz vor freien Radikalen. Freie Radikale bilden sich ständig im Körper. Sie entstehen beim Stoffwechsel, aber auch durch Umweltbelastungen wie intensive Sonneneinstrahlung, Smog, Nikotin oder Stress.
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Im Körper können freie Radikale schwere Schäden anrichten. Selen spielt eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung von gefährlichen Sauerstoffradikalen. Sind Sie Raucher? Dann inhalieren Sie mit jedem Zug Millionen dieser schädlichen Stoffe. Dadurch kann Ihr Selenbedarf erhöht sein.
7. Sie haben Herzprobleme.
Ein zu hoher Selenspiegel kann ein Gesundheitsrisiko bedeuten. Das gleiche gilt allerdings auch für zu niedrige Werte. Das belegt eine finnische Studie mit 11.000 Patienten, die entweder aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Krankenhaus aufgenommen wurden oder daran verstarben. Die durchschnittliche Selen-Konzentration lag bei diesen Patienten nur bei 51.8 Mikrogramm pro Liter. Bei der gesunden Kontrollgruppe betrug der durchschnittliche Selenwert 55,3 Mikrogramm pro Liter. Offensichtlich hat dieser minimale Unterschied bereits drastische Auswirkungen auf Herz und Kreislauf.
Das heißt: Wenn Sie kurzatmig sind oder Anzeichen von Herzproblemen haben, lohnt es sich ihren Selenlevel feststellen zu lassen.
Welche Lebensmittel enthalten viel Selen?
Mit einer eiweißreichen Ernährung können Sie einem Selenmangel am besten entgegenwirken. In Europa sind die Böden arm an Selen. Getreide und pflanzliche Eiweiße tragen kaum zur Selenversorgung bei. Darum sind tierische Lebensmittel meist eine bessere Selenquelle. Diese Lebensmittel sind reich an dem wertvollen Spurenelement:
- Paranüsse (1900 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Kokosnuss (400 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Lammfleisch (218,89 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Hering (140 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Lachs (41,4 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Rinderfilet (35 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Eier (31 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Kartoffeln (30 Mikrogramm pro 100 Gramm)
- Champignons (26 Mikrogramm pro 100 Gramm)
Warum kann ich nicht einfach Selen einnehmen?
Das Risiko ist zu groß. Zu viel Selen ist genauso schädlich wie zu wenig. Machen Sie vorsichtshalber einen Bluttest. Dann kann Ihr Arzt die korrekte Dosis Selen ermitteln, die Sie täglich aufnehmen sollten. Wer ohne ärztliche Rücksprache mit Selen experimentiert, riskiert, dass es sich im Körper anreichert. Anders als wasserlösliche Vitamine wird bei einer Überdosierung nicht einfach ausgeschwemmt. Dann wirkt Selen toxisch.
Woran erkenne ich eine Selen-Überdosierung?
Ein besonders charakteristisches Anzeichen für eine überhöhte Seleneinnahme ist ein nach Knoblauch riechender Atem. Außerdem können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall auftreten. Weitere Merkmale einer Überversorgung mit Selen sind Haarausfall, Hautekzeme und Kopfschmerzen. Die Zähne können aufgrund von zu viel Selen anfälliger für Karies werden. Auch an den Nägeln zeigen sich Veränderungen.
Fazit
Selen gehört zu den Antioxidantien. Genau wie die Vitamine A, C und E und Carotine aus Tomaten wehren sie freie Radikale ab. Haben Sie bei sich Anzeichen für einen möglichen Selenmangel entdeckt? Lassen Sie zur Sicherheit Ihren Selenspiegel beim Arzt überprüfen. Dann haben Sie Gewissheit. Ist Ihr Selen tatsächlich zu niedrig, ist eine Möglichkeit, Ihre Ernährung anpassen: Achten Sie auf eine ausgewogene Mischkost aus Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch und Fisch. (Orientieren Sie sich gern an unserer kleinen Lebensmittelliste.) Damit sollten Sie gut versorgt sein.
Nehmen Sie Selen ausschließlich aus pflanzlichen Nahrungsmitteln auf? Dann hängt der Selengehalt maßgeblich von der Qualität des Bodens ab. Möglicherweise ist es sinnvoll, Selen als Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen. Da die Gefahr einer Überdosierung besteht, sollten Sie nicht auf eigene Faust und ohne verlässlich festgestellte Werte aktiv werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Sehr interessant , meine Tochter hat ein Kurzdarmsyndrom sie soll unter Anderem alle 2 Tage Selenase einnehmen, ich frage mich jetzt ob das nicht zu viel sein könnte .
Wir werden dann wieder einmal den Selengehalt im Blut feststellen lassen.
Danke
Ich freue mich auf das Exemplar