Beim Hallux valgus handelt es sich um eine schmerzhafte Gelenkdeformation im Bereich des Großzehs. Am häufigsten hiervon betroffen sind Frauen, die regelmäßig hohe Schuhe tragen, Menschen, die viel Zeit im Stehen oder Gehen verbringen und solche, die Haltungsfehler beim Training begehen.
Was zunächst nicht als störend empfunden wird, kann zu einer großen Sache werden: Vermehrte Bildung von Narbengewebe im Fuß, Zehen-Fehlstellungen und massive Gelenkschmerzen sind nur einige mögliche Folgen, wenn der Hallux valgus unbehandelt bleibt.
Was ist Hallux valgus?
Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt, bewirkt, dass das Basisgelenk der Großzehe herausragt und sich vergrößert. Normalerweise werden Anomalien in der Gelenkstellung des großen Zehs durch das Tragen zu enger Schuhe oder übermäßigen Druck auf den Zeh ausgelöst. Wiederholt, fehlerhafte Bewegungsabläufe können ebenfalls das Gelenk verzerren oder vergrößern, wodurch ein schmerzhafter Hallux valgus entstehen kann.
Bei den meisten Menschen tritt die Fehlstellung langsam auf und verursacht mehr und mehr Schmerzen. Zunächst bemerken Sie die veränderte Großzeh-Stellung, Rötungen an den Außenseiten des Zehs oder Schwellungen überhaupt nicht. Doch wenn Schmerzen beim Aufstehen, Anziehen der Schuhe oder beim Sport auftreten, läuten die Alarmglocken.
Insbesondere Frauen neigen zur Ausbildung eines Hallux valgus, was damit in Verbindung steht, dass sie häufiger enges Schuhwerk tragen. So können High Heels die Zehen zusammendrücken, den Blutfluss einschränken und den normalen Bewegungsradius der Großzehe beeinträchtigen. Im Laufe der Zeit erfolgt dadurch eine Fehlstellung im Großzehengelenk.
Je stärker der Hallux valgus ausgeprägt ist, desto schwieriger kann es werden, sich normal zu bewegen und zu gehen. Eine frühzeitige Behandlung ist daher ratsam, um die besten Heilungschancen zu haben. Im frühen Stadium kann bereits mit einigen einfachen Schritten eine Korrektur der Zehenstellung erfolgen. Auf keinen Fall sollten Sie den Hallux valgus unbehandelt lassen, da dies früher oder später zu ernsten, gesundheitlichen Komplikationen führen kann.
Hallux valgus – Fakten auf einen Blick
- Einige Studien zeigen, dass knapp jeder zweite Erwachsene unter einer Form von Hallux valgus leidet (1), während andere die Häufigkeit in der Bevölkerung auf 23-35% schätzen (2).
- Das regelmäßige Tragen von Schuhen mit einer Absatzhöhe von mehr als 5,7 cm erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Hallux valgus.
- Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe über 65 Jahren.
- Die Diagnose „Hallux valgus“ erfolgt, wenn sich das Großzehengelenk in einem Winkel von mehr als 15 Grad dreht.
- Menschen, die oft zu enge Schuhe tragen oder viel Zeit auf den Beinen verbringen (wie Tänzer und Sportler), sind besonders häufig betroffen.
- Eine Operation ist nur in seltenen Fällen notwendig und Befragungen haben ergeben, dass bis zu 35% der Patienten mit dem operativen Ergebnis unzufrieden sind.
Hallux valgus – Symptome
Orthopäden kennzeichnen folgende Symptome als Anzeichen für einen Ballenzeh:
- Geschwollene und gerötete Stellen an der Außenseite des Großzehs.
- Ein hervortretender Ballen an der Fußinnenseite, das als harte, „knöcherne“ Ausbuchtung wahrgenommen wird.
- Der große Zeh ist mehr als üblich nach innen geneigt (mehr als 15 Grad). Dabei kann der zweite Zeh vom Großzeh überragt werden.
- Schmerzen im Bereich der Zehen, insbesondere Gelenkschmerzen am Großzeh. Schmerzen verstärken sich, sobald Druck ausgeübt wird, enganliegendes Schuhwerk angelegt wird oder bei Bewegung.
- Eingeschränkter Bewegungsumfang der Zehen.
- Schwielen und Druckstellen an den Bereichen, wo die Zehen aneinander reiben sowie Hornhaut-Bildung.
- In einigen Fällen kann ein vergrößertes, unbehandeltes Zehengrundgelenk zu einer Schleimbeutelentzündung (mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Gewebesäckchen zwischen Knochen und Gelenk) oder Athritis führen.
Was sind die Ursachen für Hallux valgus?
Ein Hallux valgus entsteht meist durch Fehlstellungen der Zehen, Entzündungen des Großzehengelenks oder durch eine Anomalie der Knochenstruktur im großen Zeh.
Die Ursachen hierfür können ganz unterschiedlich sein:
- Das Tragen zu enger Schuhe, die den Bewegungsumfang des Fußes einschränken
- Übermäßige Eindrehung der Knöchel
- Fehlerhafte Ausübung von Kraftsport und Lauftraining
- Überbeanspruchung der Füße und sich wiederholende Bewegungsabläufe
- Verletzungen an Füßen, Knöcheln oder Zehen
- Eingeschränkter Bewegungsradius der Füße durch Arthritis
- Eine erbliche Vorbelastung ist wahrscheinlich und betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Ballenzeh ausbilden.
- Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungen können aufgrund von Gelenkschäden das Risiko ebenfalls erhöhen.
5 natürliche Behandlungsmethoden bei Hallux valgus
1. Komfortable, weite Schuhe tragen
Schon das Wechseln des Schuhwerks kann helfen, den Druck von der Großzehe zu nehmen und zu einer Rückbildung des Hallux valgus zu führen. Der Wechsel zu breiteren Schuhen mit höherem Tragekomfort ermöglicht eine bessere Durchblutung und Bewegungsfreiheit.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Art von Schuhen Sie wählen sollten, können Sie Ihre Füße beim Orthopäden vermessen lassen. Einige Betroffene empfinden besonders Schuhe mit Schnürsenkeln oder Klettverschlüssen als angenehm, da sich diese an die Fußbreite anpassen lassen.
Zu enge, spitze und hochhackige Schuhe sollten Sie hingegen meiden. Hohe Absätze können den Druck im Vorderfuß-Bereich erhöhen und zu diversen Fußproblemen führen. (3)
2. Verwenden Sie korrigierende Einlagen und Polster
Das Verwenden von Schuheinlagen oder speziellen Polstern kann eine Korrektur der Fußstellung ermöglich und so Ihre Zehen entlasten. Diese werden auch als „Orthesen“ (eine Kombination aus den Wörtern „Orthopädisch“ und „Prothese“) bezeichnet und nehmen Druck vom betroffenen Gelenk.
In Kombination mit dem richtigen Schuhwerk können solche Einlagen und Polster bereits zu einer deutlichen Besserung beitragen. Testen Sie die Einlagen zunächst für kurze Zeit, um sicherzustellen, dass diese wirklich zu einer Erleichterung und Entlastung führen, anstatt die Problematik weiter zu verstärken.
3. Stretching für die Füße
Wenn sich Ihre Zehen steif und unbeweglich anfühlen, kann das Dehnen und Bewegen der Zehengelenke helfen, die Fußmuskeln zu entspannen und Gelenkschmerzen zu lindern. Spannen Sie dazu Ihre Zehen abwechselnd an und rollen Sie sie anschließend in Richtung Ballen ein. Massieren Sie Ihren Fuß mit einem Tennisball oder einem Igelball. Als Unterstützung können Sie auch ein Tuch um den betroffenen Zeh wickeln und diesen so strecken und dehnen.
WARNUNG: Diese Art von Training lässt Sie schneller altern (unbedingt vermeiden!)
4. Achten Sie auf die richtige Ausführung beim Training
Vermeiden Sie Aktivitäten, die zu Schmerzen im Bereich der Füße führen oder die Schwellungen hervorrufen – dazu gehört längeres Stehen oder Laufen. Wenn Sie vor allem nach dem Sport Schmerzen haben oder sich öfters beim Training verletzen, sollten Sie Ihre Form bei bestimmten Übungen korrigieren. Ein unvorteilhafter Laufstil oder eine fehlerhafte Durchführung von Kraftsport-Übungen können eine Entzündung im Bereich des Großzehs auslösen.
Sprechen Sie hierzu mit einem Physiotherapeuten, der gemeinsam mit Ihnen die Ursachen Ihrer Schmerzen an Knöcheln, Ballen oder Fersen finden und beseitigen kann.
5. Schmerzen natürlich beseitigen
Bei starken Schmerzen können Sie mehrmals täglich einen Wickel mit Eiswürfeln oder eine Kühlkompresse auflegen. Lagern Sie den betroffenen Fuß etwas höher, um die Schwellung zu reduzieren und massieren Sie den Fuß mit einem entzündungshemmenden Öl. Hierzu eignen sich ätherische Öle aus Weihrauch oder Pfefferminze.
Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten
Sollten Sie feststellen, dass die Schwellungen mehrere Zehen und nicht nur den großen Zeh betreffen, suchen Sie am besten einen Orthopäden auf, um die Lage zu besprechen. Auch wenn Sie Schmerzen in mehreren Zehen, am Knöchel oder in anderen Fußbereichen spüren, sollten Sie das Gespräch suchen. Falls sich Ihre Schmerzen, Schwellungen und der Hallux valgus an sich auch nach mehrmonatiger Anwendung der vorgestellten Methoden nicht verbessern, ist eine Untersuchung beim Fachmann ebenfalls empfehlenswert.